Psycho-soziale Versorgung, mentale Gesundheit und Re-Traumatisierung

Newsletter #14

Über unser Gesunsheits-Projekt haben wir einige Frauen erreicht, die sich über ihre gesundheitlichen Probleme und den Wunsch nach psychologischer Unterstützung geäußert haben.

Wir haben realisiert, dass viele re-traumatisiert sind. Indem wir als Gruppe zusammen kommen, einen Raum zum Sprechen, Teilen und Dasein ermöglichen, versuchen wir die Frauen zu empowern.

Aus dieser Erfahrung heraus, haben wir begonnen uns mit dem Verein „Komm mit e.V.“, der psycho-soziale Beratung in Brandenburg anbietet, zu vernetzen.

Psychotherapie ist jedoch oft mit dem Stigma von „geistiger Krankheit“ behaftet, sodass viele Frauen, damit nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Wir sehen die Inanspruchnahme von Therapie jedoch als sehr normal an, wenn man sich bewusst macht, welchen Stress die Frauen auf der Flucht durch gemacht haben – für viele sind sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung Teil dessen. Doch ebenso muss der Stress der hiesigen Lebensbedingungen, sowie die Isolation von der Gesellschaft und die Gewalt, die in den Lagern fortgeführt wird, mit berücksichtigt werden.

Viele sind durch die Lager, Polizeigewalt, Abschiebungen, Rassismus, uvm. Re-traumatisiert – leider trägt auch das Gesundheitssystem oft dazu bei: Wir haben von vielen Frauen gehört, dass sie keine angemessenen Auskünfte oder Beratung über Behandlungsmöglichkeiten oder bevorstehende Operationen bekommen. Einer Frau wurde beispielsweise durch ihre Gynäkolog_in mitgeteilt, dass ihre Gebärmutter entfernt werden muss. Als sie sich jedoch durch eine andere Gynäkologin in Berlin beraten ließ, wurde ihr anstatt der Operation, zunächst eine andere Behandlungsmöglichkeit angeboten. Der dramatischste Fall ist der einer schwangeren Frau, der während einer OP das ungeborene Kind entfernt wurde.

Anstatt zu helfen und zu heilen werden so mehr Probleme und psychologischer Stress verursacht.

Im schlimmsten Fall, kann der ganze Stress tödlich enden, wie wir erneut durch den Suizid einer jungen Mutter und ihrem Kind in einem Lager in Eckolstädt, in Thüringen gesehen haben (siehe unsere Webseite).

In Brandenburg existiert zwar formell eine psychologische Beratung in der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt aber das Hinweisschild dafür beinhaltet auch das Logo der Ausländerbehörde – welcher Flüchtling soll sich da vertrauensvoll hinwenden!?!

Wir fordern, einen schnellen Transfer aus den Erstaufnahmelagern, sodass es bessere Zugänge zu psychologischer sowie gesundheitlicher Versorgung gibt!

Außerdem fordern wir die Einführung eines psychologischen Routine-Verfahren, welches den Menschen, die in Deutschland ankommen direkt zur Verfügung steht. Jede_r sollte die Möglichkeit haben mit eine_r unabhängigen Psycholog_in außerhalb des Lagers sprechen zu können und zwar in der jeweiligen Muttersprache, sodass eine Übersetzung gewährleistet sein muss.

Lager verursachen Stress, Gewalt und Re-Traumatisierung, also fordern wir wie immer:

Keine Lager für Frauen* und Kinder!

Alle Lager Abschaffen!

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