Die Bustour 2015 geht weiter! Ein Zwischenbericht:

Unsere Bustour geht weiter! Wir sind viel gereist, haben inzwischen 9 alte und neue Heime besucht, haben mit Frauen gesprochen und haben viel gesehen. Hier ein Bericht von

Hohenleipisch am 22. Juli 2015

Am 22. Juli 2015 besuchten wir mit unserer Women in Exile Bustour ein Heim in Hohenleipisch. Hohenleipisch liegt etwas 7 km vom Bahnhof Elsterwerda entfernt. Eine direkte Zugverbindung gibt es zur Zeit nicht. Das Heim liegt im Wald. Ein sehr schöner Ferienort mit nahgelegenen Thermen. Ruhig, isoliert und weit entfernt von kulturellen Angeboten, Kontaktmöglichkeiten, sozialem Leben außerhalb des Heims.

Die Heimleitung wusste bereits von unserem Besuch und kam sofort in das Zimmer, in dem wir von einigen Bewohner_innen empfangen wurden. Seit einer Woche war eine weitere Frau zu Besuch: Besucher_innen müssen eigentlich 5€ pro Nacht zahlen, doch wenn man sich gut mit dem Heimleiter, genannt der „Chef“, versteht, wird über die Zahlung hinweggesehen.

Im Eingangsbereich ist der Hinweis ausgehangen, dass Besucher_innen bis 22h bleiben dürfen.ente 2

geht doch dahin wo der Pfeffer wächst, wenn ihr mir nicht helfen wollt“ war die Äußerung des Heimleiters auf die Nachfrage, ob er bitte deutsch statt französisch sprechen könne, damit ihn alle verstehen und ob wir bitte mit unseren Gastgeberinnen alleine sprechen könnten. Auch wenn er sich anfangs kooperativ zeigte endete die Unterhaltung leider mit dieser rassistischen Bemerkung.

Wir besuchten eines der Gebäude, in dem die meisten Frauen untergebracht sind. Es gibt 4 Frauenduschen, von denen aber nur 2 funktionieren. Türen gibt es nicht. Das heißt, um zu duschen muss die Eingangstür des Badezimmers abgeschlossen werden. Denn auch die Waschmaschinen befinden sich im Bad der Frauen, was bedeutet, dass ständig Menschen, auch die männlichen Bewohner, ein- und ausgehen und Privatsphäre unmöglich ist. Die Waschmaschinen werden von 3 Blöcken benutzt, doch es funktionieren nur 2 der 4 Maschinen.

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Es gibt Gemeinschaftsküchen, mehr als 40 Menschen müssen sich 2 Herde teilen.

Es gibt für die Geflüchteten keine Angebote für Deutschkurse und am Wochenende fährt kein Bus. Aufgrund von Bauarbeiten ist der nächste Bahnhof, der angefahren wird, in Elsterwerda, einen Ersatzverkehr nach Hohenleipisch gibt es nicht. Die Frauen, die wir zu unserem monatlichen Treffen einluden, erklärten, dass es aus diesem Grund für sie schwierig sei, die Heim am Wochenende zu verlassen.

 

DSCF0814 Wir trafen eine Frau, die am Rücken operiert wurde und seit 2 Wochen vergeblich darauf wartet, die Physiotherapie zu beginnen, die sie so dringend braucht. Sie erzählte uns, dass auch die Empfehlung ihres Arztes für eine spezielle Matratze ignoriert wird. Auch das Duschen ist ein Problem, aus dem gleichen Grund: die Anweisungen und Empfehlungen der Ärzte werden schlichtweg ignoriert. Da sie so starke Schmerzen hat, macht sie sich Sorgen, dass die OP umsonst gewesen ist. Sie versucht alles, damit es ihr besser geht, aber ohne Erfolg.

Was sie auch sehr traurig macht: Bereits vor der Operation fuhr sie der Heimleiter mehrmals ins Krankenhaus, brachte sie dann aber, nachdem er sich auf Deutsch mit den Ärzt_innen unterhalten hatte, einfach wieder zur Unterkunft zurück. Schließlich brach sie eines Tages zusammen und ihre Mitbewohner_innen mussten den Krankenwagen rufen. Obwohl in ihren Unterlagen vermerkt war, dass sie in ein bestimmtes Potsdamer Krankenhaus gebracht werden sollte, fuhren die Sanitäter_innen sie zunächst in ein anderes Krankenhaus, von wo aus sie dann noch mal verlegt werden musste.
Einige aus unserem Netzwerk haben für die Frau eine Physiotherapeutin gefunden, die sie behandelt und eine Unterkunft in erreichbarer Nähe vermittelt.

 

Wir werden weiter berichten! Ende August wird es ein gemeinsame Mini- Festival geben, mit der wir die Bustour beenden! Spenden mit dem Stichwort „Bustour2015“ sind herzlich willkommen!

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