Warum wir am 8.3.2013 wieder in Potsdam demonstrieren

Am 8. März 2011 haben wir den Sozialminister Brandenburgs, Herrn Baaske getroffen und mit ihm über unsere Probleme diskutiert. Unsere Forderung war klar: Keine Lager für Frauen! Alle Lager schließen!

Der Minister schien unser Anliegen zu teilen und sagte er würde unserer Forderung nach Wohnungen für Flüchtlinge nachkommen. Bis dahin versprach er, wenigstens dafür zu sorgen, die Lebensbedingungen in den Sammelunterkünften zu verbessern, besonders für Frauen.

Was seitdem tatsächlich passiert ist:

Im Sommer 2011 verschickte das Ministerium ein Rundschreiben an die Behörden der Landkreise , das klarstellte, was selbstverständlich sein sollte: Unsere Privatsphäre ist von den MitarbeiterInnen der „Heime“ zu respektieren. Sie müssen an unsere Türen klopfen, bevor sie unsere Zimmer betreten. Wir begrüßen dieses Schreiben, weil es die MitarbeiterInnen der Unterkünfte über eines unserer grundlegenden Rechte informiert hat und ihr Verhalten geändert hat. Dennoch ist es ein Skandal, dass für diese Änderung eine Anordnung der übergeordneten Behörde erforderlich war

Am 14. April 2011 verabschiedete der Landtag Brandenburgs einen Beschluss, um die Lebenssituation der Flüchtlinge im Land Brandenburg zu verbessern. Darin wurde die Landesregierung aufgefordert, die bislang „vorgegebenen Mindestbedingungen zur Unterbringung und sozialen Betreuung auf einen möglichen Änderungsbedarf hin zu überprüfen.“ Zu diesem Zweck bildete das Ministerium eine Arbeitsgruppe in der nichtstaatliche ExpertInnen und VertreterInnen von Behörden diese Fragen erörterten.

Im Januar 2012 wurde der Bericht der Landesregierung über die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe veröffentlicht. Er beinhaltet “Empfehlungen zum Änderungsbedarf der Mindestbedingungen für den Betrieb von Gemeinschaftsunterkünften und die soziale Betreuung und Beratung”. Zu unserer größten Enttäuschung waren die vorgeschlagenen Änderungen minimal und hätten nicht wirklich zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen und Kindern in den Gemeinschaftsunterkünften geführt.

Am 8. März 2012 haben wir uns mit dieser dringenden Angelegenheit wieder in einem offenen Brief an Herr Baaske gewandt – immer noch in der Hoffnung, dass er wirkliches Interesse an der Verbesserung unserer Lebensbedingungen hat.

Wir Frauen in den „Gemeinschaftunterkünften“ ringen um etwas, was wir in einer „Gemeinschaftunterkunft“ nicht finden können: Ein Zuhause für uns und unsere Kinder, das für uns ein sicherer Ort sein kann. Es ist unmöglich, die Lebensbedingungen in „Heimen“ so zu verbessern, dass sie zu annehmbaren Unterkünften werden, in denen unsere Privatsphäre geschützt wird. Deshalb forderten wir immer noch ‚Frauen raus aus den Lagern!

Der Bericht der Regierung wurde im Landtag diskutiert und traf auch dort auf Widerspruch. Im Ergebnis verabschiedete der Landtag einen neuen Beschluss am 7. Juni2012 , mit dem er die Regierung aufforderte ein Unterbringungskonzept zu entwickeln, das „langfristig die Unterbringung in Wohnungen zum Ziel hat“. Das Unterbringungskonzept soll dem Landtag bis Ende März 2013 vorgelegt werden.

Sind wir inzwischen also den versprochenen Verbesserungen näher gekommen? Herr Baaskes Versprechungen werden nicht in die Realität umgesetzt: Die Lager sind total überfüllt und neue Lager werden eröffnet. Zu unserer größten Frustration wurden die Mindestbedingungen überhaupt nicht verbessert, stattdessen wurden sie verlängert, auf Ende 2012 und dann noch einmal bis Ende 2013.

Diese Standards waren schon unzureichend, als die Sammelunterkünfte kaum belegt waren. Jetzt, wo sie mehr als voll belegt sind, ist die Wohnsituation katastrophal und die Enge führt zu enormen Belastungen und Spannungen unter den BewohnerInnen. Und immer noch werden neue Sammelunterkünfte nach den gleichen Vorgaben eingerichtet.

Diese Entwicklung steht in scharfem Kontrast zu den seit April 2012 wiederholten politischen Willensbekundungen. Wir fragen, wie das in einer funktionierenden Demokratie geschehen kann? Ist es nicht die Aufgabe eines Ministeriums die Entscheidungen des Parlaments umzusetzen?

Deshalb demonstrieren wir vor dem Ministerium um MinisterBaaske und seine MitarbeiterInnen zu fragen: Wie viel mehr müssen wir noch ertragen? Wie lange dauert es noch, bis Ihre Versprechen eingelöst werden?

Why we demonstrate again on march 8th in Potsdam

On March 8th 2011 we met with Mr. Baaske, the Minister for social affairs in Brandenburg and discussed our problems with him. We stated clearly: No Lager for Women! Close all Lager!

The Minister appeared to be concerned and said that he supported our demands to accommodate refugees in flats. At the least he promised to improve the living conditions in collective accommodations – especially for women.

Let us see what happened since then:

In summer 2011 the ministry sent a circular letter to the authorities of the districts which stated the obvious: Our privacy has to bee respected by the staff of the Heims. They have to knock at our doors before they enter our rooms. We are grateful for that, because it informed the staffs of the accommodations about one of our basics rights and it changed their behavior. Nevertheless it is a scandal that for this change they needed a directive from higher authorities.

On April 14th 2011 the parliament of Brandenburg adopted a resolution to improve living conditions of refugees in Brandenburg. Thereby the government was requested to review the minimum standards for accommodation and social assistance and implement changes, where needed. The Ministry formed a working group to discuss with non-governmental experts and respective representatives of the authorities.

In January 2012 a government report about the outcome of the working group has been published. It includes advices on changes of the minimum standards for collective accommodations and the social assistance‘. To our biggest dissapointment the suggested changes were very small and not sufficient to actually improve the living conditions of women and children in the collective accommodations.

On March 8th 2012 we addressed this urgent issue again in details in an Open Letter to Mr. Baaske, still hoping, that he had a real interest to improve our situation.

We, the women in the collective accommodations struggle for something which we can not have in collective accommodations: A home and a safe place for us and our children, which is a save space for us and our children. The report of the government made it even more obvious: It is impossible to improve the living conditions in the “Heims” in a way that they become acceptable accommodations in which our privacy is protected. Therefore, we still demanded ‚women out of the camps!‘

The report ot the government was discussed in the parliament and didn‘t pass it’s expectations. As a result the parliament adopted a new resolution on June 7th to improve the living conditions of refugees in Brandenburg and requested the government to develop a concept „wich should aim accomodate refugees in flats on the long run.“ This concept for accomodation is expected to be reported to the parliament by the end of march.

So: Are we any closer to promised improvements today? Mr. Baaske’s assurances fail to pass the reality-check: Lager are totally overcrowded and new ones are being opened. To our utter frustration the Minimum standards were not improved at all – instead they were renewed until the end of 2012 and then again for another year until the end of 2013.

These standards had already been inadequate in times when the collective accomodations were barely filled, Now that the Lager are filled to maximum capacity the housing situation is catastrophic and the cramped conditions lead to high pressure and tension between the inhabitants. And still, new Lager are being built according to the same guidelines.

This development stands in sharp contrast to the political declarations of will that have been stated repeatedly since April 2011.

We wonder how this can happen in a functioning democracy? Is it not the job of of the ministry to implement the decissions of the parliament?

We therefore demonstrate in front of the Ministry, to ask Mr. Baaske and his staff: How much more must we take, how long does ist take for you to keep your promisses? —