Women in Exile & Friends, eine Flüchtlingsfrauen*organisation, will ein Protestcamp in Form eines Festivals von 26.7 – 28.7 Juli abhalten, denn wir wollen weiterhin mit Freude gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung kämpfen. Unser Alltag ist schmerzhaft und hart. Zusammenzukommen um für uns zu sorgen ist daher eine politische Strategie. Wir organisieren das Festival mit unseren bundesweiten Netzwerken und mit der Unterstützung lokaler Aktivist*innengruppen.
Doch, dass das Protestcamp „Building Bridges Festival“ auf dem Oranienplatz – Bezugspunkt der Flüchtlingsbewegung – stattfinden kann, stößt bei den Behörden auf Widerstand. Der Oranienplatz ist ein Symbol des Widerstands gegen Gesetze, die die grundlegenden Menschenrechte wie Freizügigkeit, angemessene Unterbringung, Recht auf Bildung und Arbeit verletzen. Das Asylrecht macht aus Flüchtlingen Bürger*innen zweiter Klasse und bedeutet für geflüchtete Frauen* doppelte Diskriminierung.
Die Behörden wollten uns verweigern, in einem öffentlichen Raum wie dem Oranienplatz zu sein. Weil wir nicht die Opfer sind, die die europäischen Gesellschaften von uns erwarten. Wir sind nicht schwach und hilflos. Wir wissen, warum wir hier sind. Wir verstehen, dass wir Rechte haben, und wir werden für sie kämpfen, weil wir stark sind.
Wir haben unser Festival bewusst „Brücken bauen“ genannt, weil wir uns der bestehenden Kluft zwischen illegalisierten Menschen, Flüchtlingen und deutschen Staatsbürger*innen bewusst sind. Eine Lücke innerhalb der Gesellschaft, die letztendlich wieder rettende Held*innen und fliehende Opfer hervorbringt.
Wir schätzen die Arbeit von Carola Rackete und sind froh, dass sie freigelassen wurde. Wir erwarten, dass viele andere ihren Schritten folgen werden. Aber warum gibt es die breiten Solidaritätskampagnen vor allem für diejenigen, die retten? Was ist mit den Tausenden, die unterwegs starben oder ertrunken gelassen wurden? Wer sorgt sich um diejenigen, die angekommen sind und täglich mit strukturellem Rassismus, Diskriminierung und Sexismus der Festung Europa zu kämpfen haben?
Wen interessiert Rita Awour Ojunge, die Ende Juni in ihrem Lager in Hohenleipisch tot aufgefunden wurde. Was ist mit all jenen wie sie, die durch die strukturelle Gewalt und den Rassismus des Lagersystems den Tod gefunden haben? Rita war seit zwei Monaten vermisst, bevor die Polizei sie fand. Hat die Polizei genügend Zeit investiert und die entsprechenden Mittel eingesetzt? Oder hat das Leben einer Nicht-Weißen oder eines Flüchtlings keine Priorität?
Es ist notwendig, in Zeiten von Tod und Kriminalisierung Brücken zu bauen. Der Oranienplatz ist ein öffentlicher Raum für alle, und wir erwarten, dass das Festival ein Moment des gemeinsamen Austauschs ist, der Bewusstsein schafft. Damit wir nicht Kolonialismus und Patriarchat reproduzieren und ein Gespräch über den Aufbau einer inklusiven Gesellschaft für alle führen.