Wir dokumentieren hier unseren Redebeitrag zur Demo My Right Is Your Right ! am 21.03.2015 in Berlin:
Rassismus hat viele Gesichter.
Hier in Deutschland sind Lager ein Gesicht von Rassismus. Wir wollen keine Lager. In Lagern wird Flüchtlingen Würde und Zukunft genommen.
Wir wollen aber leben, wir wollen eine Zukunft für uns und unsere Kinder. Wir fordern: Keine Lager für Frauen! Alle Lager abschaffen!
Als Frauen sind wir mit Gewalt gegen Frauen konfrontiert. Dieses Schicksal teilen wir mit vielen Frauen auf der ganzen Welt. Flüchtlingsfrauen in Deutschland sind durch diskriminierende Gesetze und die Lager noch weniger vor Gewalt geschützt als andere Frauen. In den Lagern fehlt es oft am Notwendigsten: keine Möglichkeit etwas zu lernen oder etwas zu tun, keine Deutschkurse, keine Schule für die Kinder. Und es fehlt ein Minimum an Privatsphäre. Damit sind Frauen Gewalt und sexueller Belästigung ausgesetzt, ohne dass sich jemand für ihren Schutz verantwortlich fühlt.
Deshalb fordern wir: Keine Lager für Frauen, alle Lager abschaffen!
Wir lassen uns nicht unser Recht auf Leben und Freiheit nehmen. Die europäischen Regierungen versuchen genau das: mit Frontex, mit Abschiebegefängnissen, mit Lagern unser Recht auf ein würdiges Leben in Freiheit abzuschaffen. Sie versuchen, unseren Lebensmut zu zerstören.
Wir fordern dagegen: Recht auf Leben und Freiheit für alle!
Die Freiheit, die sie meinen und von der sie reden, ist nur ihre Freiheit, die Freiheit der Mächtigen und Reichen. Wir dürfen nicht reisen, wohin wir wollen. Für uns gelten die Grenzen, die für sie nicht gelten.
Sie haben kein Recht das zu bestimmen.
Wir fordern: Keine Grenzen für niemand!
Die Gesetze gegen Flüchtlinge in Deutschland aus dem letzten Jahr folgen diesem Grundprinzip: Verletzung von elementaren Grundrechten für die einen – graduelle Verbesserungen für die anderen.
Das deutsche Asylsystem spaltet Flüchtlinge und MigrantInnen:
Asylsuchende werden nach Nützlichkeitskriterien sortiert – ein paar Türen auf für Jugendliche und Hochqualifizierte, Grenzen dicht für alle anderen. Asylsuchende Frauen haben in diesem Auswahlsystem besonders schlechte Karten, denn sie haben in vielen Ländern der Welt kaum Zugang zu Bildung.
Wir Flüchtlinge lassen uns nicht spalten in richtige und falsche, in erwünschte oder unerwünschte Asylsuchende. Wir haben alle ein Recht auf Schutz und auf ein menschenwürdiges Leben.
Wir, Aktivistinnen mit und ohne Fluchterfahrung, bekämpfen gemeinsam die spalterischen, rassistischen Gesetze.
Das Recht in Europa wird geteilt:
Viele Rechte haben die, die dazu gehören.
Kaum Rechte haben die, die dazu kommen.
Und noch weniger Rechte haben wir Frauen und Kinder.
Wir sagen: Euer Recht ist unser Recht.