“Keine Lager für Frauen und Kinder! Alle Lager abschaffen!” ist seit 2011 das zentrale Thema der Kampagne von Women in Exile. Leider ist diese Forderung aktueller denn je. Angesichts der Tendenz, die Unterbringung in den Lagern als vermeintlich alternativlos hinzunehmen fragen wir:
Kämpfen wir für ein würdiges Leben für alle Flüchtlinge oder versuchen wir, uns in den menschenverachtenden Strukturen zu Recht zu finden?
Wir sagen: Es ist unmöglich, unbeschadet von Schikane und Gewalt, den Angriffen des Asylsystems, der Zwangsunterbringung, durch die Zeit in den Lagern zu kommen…
Viele Menschen, die sich kritisch gegenüber Rassismus positionieren, überlegen derzeit, wie sie Flüchtlinge unterstützen können, viele ehrenamtliche Helfer_innen sind in den letzten Monaten in die Heime gegangen. Zum Glück gab und gibt es sie, ihr Handeln ist eine wichtige Geste. Sie zeigt einen Gegenstandpunkt auf, steht in Opposition zu jenen, die applaudieren, wenn Asylheime brennen.
Bei Podiumsdiskussionen sowie in Gesprächen mit Unterstützer_innen haben wir in den letzten Monaten immer wieder gehört: Wir müssen unsere Forderungen den neuen Umständen anpassen, Wohnraum gibt es in der Zeit, in der so viele Menschen hierher kommen, nicht für alle.
Wir sagen: Nein! Unsere Forderung ist zeitgemäß, sie passt besser denn je, sie wird immer aktueller. Flüchtlingspolitik und vor allem die Unterbringung der Geflüchteten wird zunehmend zum lukrativen Geschäft, in dem es um Profite geht – auf dem Rücken der Flüchtlinge.
Für die Unterbringung einer geflüchteten Person zahlte der Berliner Senat im letzten Winter bis zu 50 Euro pro Nacht. Während die Besitzer_innen von Wohnungen und Hostels sowie die Betreiber von Flüchtlingslagern Profit einstreichen und Menschen dazu gezwungen werden, auf engstem Wohnraum zusammen zu leben, werden die die Rechte von Flüchtlingen beschnitten: Seit 17.3. ist Asylpaket II rechtsgültig. Posttraumatische Belastungsstörungen sind kein Abschiebehindernis mehr; derweil traumatisiert das Lagersystem die Menschen weiter. Sie werden traumatisiert durch die Zwangsunterbringung in den Lagern, durch die konkrete Gewalt, die sie in den Lagern erleben, und die strukturelle Gewalt des Asylsystems und den in Deutschland sehr präsenten Alltagsrassismus.
Warum müssen Ehrenamtliche Essen austeilen, wenn stattdessen Bedingungen geschaffen werden könnten, die es Flüchtlingen ermöglichen, sich in würdiger Weise ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen?
Weil es das Asylsystem nicht vorsieht Flüchtlinge zu integrieren, weil es darum geht, sie stattdessen zu isolieren, von ihnen zu profitieren und einen großen Teil wieder abzuschieben.
Auch wenn einige versuchen, das Leben im Lagersystem zu verbessern, durch Schutzräume für Frauen und LGBTI Personen, geschieht dies in einem Zwangssystem. Ein Zwangssystem, in dem ich nicht frei wählen kann, wer mich besucht, was ich esse und wann ich mit wem nach Hause komme, ein Leben auf 6 Quadratmetern, ein Leben in einem Container.
Wir fordern: Freie Wahl des Wohnortes! Eine Wohnungspolitik die Wohnraum schafft, für alle!
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