Der Fokus des Weltgesundheitstag 2019 liegt auf „Universal Health Coverage“, einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Aber wir von Women in Exile e.V. sehen, wie selbst die Gesetze bezüglich Gesundheit rassistisch und diskriminierend sind – wie z.B. das „Asylbewerberleistungsgesetz“, welches 1993 eingeführt wurde, um Asylsuchende zu entmutigen in Deutschland zu bleiben bzw. Abschrecken soll überhaupt erst herzukommen.
Seit zwei Jahren arbeitet Women in Exile in einem Projekt zu dem Thema Recht auf Gesundheit für Flüchtlingsfrauen. Das Projekt wurde ins Leben gerufen, weil wir realisiert haben, dass viele Frauen unter den gleichen gynäkologischen Problemen leiden. Die meisten von ihnen haben kein Recht auf normale Gesundheitsversorgung, sondern nur ein Recht auf Behandlung bei “akuten Erkrankungen und Schmerzzuständen” (vgl. §§ 4, 6 AsylbLG). Die Frauen haben daher nur einen limitierten Zugang zu Ärzt_innen, sodass sie und ihre Körper oft harte Zeiten durchleben müssen.
Spezielle Behandlung wird nur gewährt, wenn die Person sich durch das bürokratische System von einer Behörde zur nächsten kämpft, um eine Bewilligung zu bekommen. Diese langwierigen Prozesse bedeuten nicht, dass sie eine Einwilligung bekommen werden und bringt die Frauen in eine verletzliche Situation, da sie gleichzeitig noch um ihr Bleiberecht und gegen die schlechten Bedingungen in den Lagern kämpfen.
Während unserer Empowerment Workshops haben wir viele Frauen kennen gelernt, von denen sehr viele Zysten hatten, die operiert werden mussten, aber auch Frauen mit starken Blutungen, Schmerzen und Myomen, die oft auch nach den OPs wieder auftraten. Wir haben begonnen einige der Frauen zu begleiten, sodass sie sich eine fachliche Zweitmeinung von Ärzt_innen oder Frauengesundheits- Organisationen, einholen konnten.
Teil des Empowerments ist, dass die Frauen ein besseres Verständnis für ihre Körper und den damit verbundenen Krankheiten und Schmerzen entwickeln. Wir haben gelernt, dass Probleme mit Zysten oft wiederholt auftauchen und die Flüchtlingsfrauen daher einigen Operationen unterzogen werden, auch weil sie keinerlei Informationen zu einer alternativen Behandlungsmöglichkeit haben. In weiteren Workshops haben wir die Selbstuntersuchung der Brust praktisch erlernt, sowie über Probleme rund um die Gebärmutter und weitere Krankheiten wie PCO und Endometriose gesprochen und uns ebenso mit dem Thema Fruchtbarkeit beschäftigt.
Während der Gesundheits-Workshops geben wir vertrauensvolle und hilfreiche Informationen an die Frauen weiter, sodass sie ein Bewusstsein zu ihrem Gesundheits-Zustand, den Behandlungs-Möglichkeiten, sowie ihren Rechten entwickeln und auch ärztliche Einschätzungen hinterfragen lernen.
Beim Thema Zysten, das viele Frauen, die wir kennen betroffen hat bzw. Betrifft, wurde uns klar, dass diese oft in stressigen Zeiten entstehen. Da die Frauen durch Gewalt auf der Flucht, das perspektivlose und gewaltvolle Leben in den Lagern, sowie durch das Asylverfahren und Rassismus, großem psychologischen Stress, Problemen und Traumata ausgesetzt sind, sehen wir hier eine direkte Verbindung und Erklärung warum es so häufig bei Flüchtlingsfrauen auftritt.
Wir ziehen daraus die Schlussfolgerung:
“ Die Lagerunterbringung, das Asylsystem und Rassismus machen uns krank! ”
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