Building Bridges Festival 26.-28.07.2019

Übersetzung: AR | FR | FA |

Women in Exile & Friends plant ein dreitägiges Sommeraktionscamp in Berlin. Das Protest Camp ist für geflüchtete Frauen* (sowohl Einzelpersonen als auch Flüchtlingsfrauen*gruppen) und Frauen*, die mit Flüchtlingsfrauen* oder zu ihren Anliegen arbeiten. Das Protest Camp soll einen Austausch über unsere Erfahrungen als Flüchtlingsfrauen* ermöglichen, die wir in Isolation leben und alltäglichem Rassismus und Sexismus begegnen. Es soll Gelegenheit geben, die Grenzen zu erkunden, die unsere Partizipation verhindern. Für solidarische Frauen* wird es Möglichkeiten geben, ihre Rolle zu reflektieren.

Unser Ziel ist es geflüchtete Frauen* zusammenzubringen, die schon Teil unserer anderen bundesweiten Aktionen seit 2014 waren: Die Flüchtlingsfrauen* aus Berlin-Brandenburg, Stimme der Frauen (Magdeburg), FLIT Solidarity Africa (München), Flüchtlingsfrauengruppe (Göttingen), NINA (Hamburg), Aktivist*innen aus Nürnberg, Kiel, Mecklenburg-Vorpommern und all die anderen Flüchtlingsfrauen*, die wir über die Jahre kennen lernten. In Workshops und Diskussionen werden wir die Themen unserer “Breaking Borders Conference” (2017) vertiefen: Asylrechtsverschärfungen, solidarischer Feminismus, Selbstorganisierung und Gesundheit.

Feministische Solidarität: Wie offen sind meine politischen Strukturen für geflüchtete Frauen*?

„Ist es möglich aus der Vergangenheit für aktuelle feministische Kämpfe zu lernen?” Diese Frage taucht immer wieder in solidarisch-feministischen Debatten auf. Über Jahrhunderte und Jahrzehnte organisierten sich Frauen* Rassismus und Sexismus zu bekämpfen. Heute organisieren wir uns mit dem gleichen Ziel. Unterschiedliche Gruppen, die unterschiedlich gesellschaftlich diskriminiert und marginalisiert werden, streiten für die Anliegen, die sie betreffen. Daher ist es wichtig ein Netzwerk zwischen uns zu weben und “deinen Kampf, zu meinem Kampf” zu machen.

Asylrecht

Das Asylrecht verändert sich täglich und das zum Schlechteren: Vom Rückschlag der Residenzpflicht, rassistische Kontrollen, Gutscheinen hin zu Massenunterbringungen in ANKER Zentren, neuen Polizeigesetzen und der Kriminalisierung von Unterstützer*innen und einer kritischen Zivilgesellschaft. Was kann unsere Rolle sein dem entgegen zu treten?

Gesundheit und das Tribunal zur Gesundheit (2020)

Viele von uns geflüchteten Frauen* leiden unter Traumata, Depressionen und Krankheiten, die durch die Schwierigkeiten der Asylsuche hervorgerufen wurden. Wir haben Zugang nur zu einer “dritte Klasse” Krankenversicherung. Dazu schreckt das „Asylbewerberleistungsgesetz“ aus 1993 ab, ist rassistisch und diskriminierend!

Anfang 2020 wird ein Tribunal zur Gesundheit stattfinden. Das Tribunal wird organisiert in der Tradition des Permanenten Völkertribunals (PVT) und ist eine Plattform der Anerkennung, der Sichtbarkeit und das eine Stimme den Menschen geben kann, die Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt sind – in diesem Fall mit dem Fokus auf das Thema Gesundheit. Wie können wir als geflüchtete Frauen* Teil des Tribunals sein, um den uns diskriminierenden Status Quo zu verurteilen?

Kreativer Aktivismus und spontane Aktionen

Kinder sind Teil unserer Bewegung. Als womöglich zukünftige Aktivist*innen sollen sie die Möglichkeiten haben ihren Urlaub zu genießen. Sie können aus der Isolierung der Lager kommen, gemeinsam draußen spielen, malen und liebevolle Kinderbetreuung erhalten. Dies schafft eine Grundlage für die Arbeit an einer kommenden Gesellschaft, die frei von Rassismus und Sexismus ist.

Es wird Raum für kreative und spontane Aktionen, wie eine Floß- oder Straßendemonstration, aber auch Konzerte, Filme, Performances und andere Aktionen geben. Auf einer offenen Bühne wollen wir mit unterschiedlichen Ausdrucksformen (künstlerisch/kulturell/kreativ) sichtbar werden gegen Diskriminierung und Gewalt und unsere brückenbauenden, politischen Ideen zeigen. Dies dient der Sichtbarmachung in öffentlichen Räumen und ist eine Möglichkeit der Selbst- und der kollektiven Heilung.

Unsere Vision?

Es ist Zeit einen Feminismus zu praktizieren, der inklusiv und intersektional ist, ein Feminismus der allen Frauen* zuhört und rassistische, sexistische und andere diskriminierende Strukturen beendet. Unsere Erfahrung zeigt, dass Frauen*kämpfe schwierig sind und angefeindet werden. Denn Frauen* selbst und die Gesellschaft halten das was Frauen* bisher zusteht für ausreichend.

Wir erwarten von nicht-geflüchteten Frauen* eine aufgeschlossene, solidarische Partizipation in der Verurteilung von Diskriminierung, Rassismus, Sexismus und Gewalt. Es ist Zeit unsere Kämpfe als ähnlich, aber doch verschieden zu sehen. Wir Flüchtlingsfrauen* sind bereit Teil der Zivilgesellschaft zu werden. Wir wollen Teil der Bewegungen sein, die den Kurs der Geschichte ändern.

Wir fordern nicht-geflüchtete Frauen* auf zu reflektieren, “wie offen deine politischen Strukturen für geflüchtete Frauen* sind” und wie du das Building Bridges Festival unterstützen oder Teil davon werden könntest. Um eine Aktivistin zu zitieren: “Die Geschichte der Frauenkämpfe um Gleichberechtigung gehört nicht einer Feministin oder einer Organisation, sondern ist eine kollektive Anstrengungen aller, die sich für Menschenrechte einsetzen.”

Wir sind Frauen*, die in dieser Gesellschaft leben. Wir sind Teil des Ringens um eine gerechte, inklusive Gesellschaft. Diese können wir nicht erreichen, wenn ein Teil von uns als Flüchtlingsfrauen* zurückgehalten wird. Wir werden also weiterhin rassistische Gesetze, die Existenz von Lagern und die Abschiebungspolitik verurteilen. Wir werden weiter Grenzen brechen, indem wir Bewusstsein schaffen über Kolonialismus, Kapitalismus und andere Fluchtursachen. Diese Themen können nicht ignoriert werden. Wir alle haben das Recht auf Frieden, soziale Inklusion und geteilten Wohlstand.

Nach dem Protest Camp werden wir uns anderen Gruppen bei dem fünftägigen “Summer Feminist Connect” (30.7.-3.8.) in Meuchefitz (Wendland) anschließen. Dies ist gemeinsam organisiert von NINA Hamburg, FLIT Solidarity Africa und Women in Exile & Friends. Bei Interesse teilzunehmen oder mehr Informationen zu bekommen, lass es uns wissen oder maile an feminist_connect@riseup.net

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