In unserem letzten monatlichen Treffen von Women in Exile & Friends haben wir die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Abschiebung nach Italien verhindert hat, weil sie sich ihrer Rechte bewusst war, hören können .
Natalie (nicht ihr realer Name):
“Mein Name ist Natalie, ich lebe mit meinem 3 Monate alten Baby im Lager in Henningsdorf. Ich möchte meine Geschichte, was Anfang diesen Jahres, genau genommen im Februar 2018, mit mir passiert ist, mit euch teilen.
Im Februar 2018 hörte ich um 3 Uhr morgens jemanden an meine Zimmer-Tür im Lager klopfen und wie versucht wurde sie von außen zu öffnen. Ich wachte auf, ging zur Tür und fragte wer dort sei. Die Schlüsselgeräusche erklungen und ich hörte eine Stimme, die sagte: “Hier ist die Polizei. Machen Sie die Tür auf.”
Da ich keine andere Möglichkeit sah, öffnete ich die Tür und fand zehn Polizeibeamte (davon eine Frau) sowie einen Hund vor meiner Tür. Sie sagten, dass sie gekommen seien, um mich zurück nach Italien abzuschieben und dass ich anfangen solle meine Sachen zu packen.
Ich war sehr schockiert, weil ich erstens nicht nach Italien gehen wollte und zweitens, weil ich im 7. Monat schwanger war und auch schon die Vaterschaftsanerkennung des deutschen Vaters des Babys eingereicht hatte. Sie fragten, ob ich deutsch spreche und ich sagte ein wenig.
Ich habe extra laut geredet, sodass meine Nachbar_innen aufwachten und in meine Richtung kamen, jedoch hat die Polizei sie nicht durchgelassen und sie zurück in ihre Zimmer geschickt.
Sie haben mir, sowie meinen Erklärungen zu der Vaterschaftsanerkennung nicht zugehört. Ich sagte ihnen, dass ich nirgendwo hingehen werde.
Gegen 4 Uhr verließen die Männer mit meinen Ausweis und meinem Handy das Zimmer, sodass ich niemanden informieren konnte. Ich hörte sie telefonieren. Die Polizistin war bei mir und sagte mir, dass sie mir helfen würde mich fertig zu machen und dass sie darauf aufpassen würde, dass mein Baby nicht verletzt werden würde.
Die Männer kamen zurück und fingen an meine Sachen zu packen. Ich wiederholte, dass ich nirgendwohin gehen würde. Als sie mich zwingen wollten, habe ich ein naheliegendes Messer genommen und ihnen gesagt, dass ich mich und mein Baby töten würde.
Gegen 5 Uhr haben sie dann einen Übersetzer gerufen, sich entschuldigt und gesagt, dass sie nichts über die Angelegenheit der Vaterschaft wussten, da der Abschiebe-Bescheid schon zuvor verschickt wurde. Bis heute (14.7.18) haben weder ich noch mein_e Anwält_in den besagten Bescheid erhalten.
Ich war verwirrt, verängstigt und sehr gestresst. Sie haben mir angeboten mich ins Krankenhaus zu fahren, aber ich hatte Angst in ihrem Beisein irgendwohin zu fahren, da ich nicht wusste, was sie mit mir machen könnten. Also haben sie einen Krankenwagen gerufen.
Die Rettungssanitäter_innen haben der Polizei die Schuld für meine Verfassung gegeben und fragten wie es denn sein kann, eine schwangere Frau zur Abschiebung zu zwingen.
Im Krankenhaus haben sie mir Anti-Depressiva gegeben und ich wurde von einem Psychologen begutachtet, der einen Bericht an die Ausländerbehörde verfasst hat. Ich habe eine Kopie des Berichts.”
N. wartet gerade darauf, dass die Ausländerbehörde ihr eine Aufenthaltserlaubnis ausstellt. Zur Zeit bekommt sie immer einen 6-Monatigen Aufenthalt, anstatt der 2 Wochen, die sie zuvor immer bekam und die ihr viel Stress bereiteten.
Obwohl wir wissen, dass diese Abschiebungen die ganze Zeit passieren, waren wir schockiert darüber, wie schwangere Frauen von der Polizei behandelt werden. Ebenso, dass ein_e Übersetzer_in erst nach den Schikanen und Stress durch die Polizei gerufen wurde.